Tag 07: Stralsund bis Sassnitz Fähre und Rönne bis Allinge auf Bornholm – 90KM

Heut war der große Tag endlich gekommen. Endlich geht es rüber nach Bornholm.

Gestartet wie immer um 8:00 Uhr an der Unterkunft. Praktisch war, dass ich mein Bike auf dem Zimmer beladen und fertig machen konnte. Draußen noch ein bisschen geölt. Springt irgendwie seit gestern immer leicht aus der Kette hin und wieder. blöd. Gestärkt mit einem Ingwer-Shot ging es dann erst mal wieder den gleichen Weg wie Abends runter nach Stralsund rein. Die Sonne kam kurz raus und sorgte für gute Laune. Leider nach wie vor viele Wolken drum herum, was es weiter herbstlich wirken lies. Ich kam schnell bei der Brücke an die Über Danholm nach Rügen überführt. Musste aber noch ein paar Minuten mit ein paar anderen Radreisenden warten, bis sie wieder unten war.

Der Radweg war ganz cool – ANFANGS… ich kam superschnell voran und dachte kacke ich werde viel zu früh an der Fähre sein. Also hab ich mir schon überlegt in Bergen nen Abstecher zu machen und dann noch weiter an die Küste zu fahren bevor es auf die Fähre geht. Und dann wechselt der Radweg auf die Bundesstrasse und ich dacht kacke. Waren gut 10km und es war fast Autobahn like. Wenn da nicht explizit ein Schild gesagt hätte bitte hier auf der Straße weiter fahren, hätt ich gedacht gleich kommt die Polizei und sagt junge Frau verlassen sie bitte dieses Schnellstraße. Und im Radio der Klassiker: Achtung Fahrradfahrer auf der Autobahn. Ich war froh als ich nach Bergen abbiegen konnte.

Weiß jemand warum Bergen Bergen heißt? Weil die fucking Kirche auf nem richtig krassen Berg steht… vermute ich. Aber ich hab mich hochgekämpft. Dä! War relativ unspektakulär und auf dem Markplatz wurde gerade ne Kirmes abgebaut. Toll! Ich bin mal kurz ins Touribüro um mich zu erkundigen ob beim Rest der Strecke mit einem Radweg zu rechnen ist oder weiter Bundesstraße. Sagt die Dame allen Ernstes „Rügen ist keine Fahrradinsel, ich weiß auch nicht warum das immer so angeboten wird“. Und ich sag nur „Danke, ich Merks“. Oh man. Aber es ging dann tatsächlich und es gab einen richtigen Weg. Krasse Hügel durch den Wald inklusive.

Auf dem Weg standen plötzlich zwei kleine Rehkitze. Total süß. Hopsten dann in den Wald nebenan. Hatte leider kurz vorher mein handy weggepackt sonst hätt ich natürlich ein Foto gemacht.

Warum enden hier eigentlich alle Orte auf „vitz“ „nitz“ „ritz“? Bisschen strange.

Ich bin dann erst mal zur Fähre um mich zu erkundigen, ob die Überfahrt wirklich 2 Stunden später erst erfolgt. Jo. Und ich soll bitte ne Stunde früher wieder hier sein. Gesagt getan. Also rauf aufs Bike und Richtung Sassnitz Stadt. War ein Kampf gegen den Wind und ich dacht die ganze zeit fuck du bist zu langsam du schaffst es nicht zu den Kreidefelsen. Runter nach Sassnitz konnte man rollen lassen. Gut für den Moment, schlecht wenn man weiß, dass man da nachher wieder hochstrampeln muss… gegen den Wind versteht sich.

Wen der Ort zu Ende ist, gibt es große Parkplätze um dann durch den Nationalpark zu wandern. Ich fuhr bis zur letzten Möglichkeit mit befestigter Straße und donnerte dann in den Wald hinein. Geiles Bike! Ich sags gern täglich :-p Geländetauglich auf jeden Fall. Dann musste ich es aber abstellen und eine steile Holztreppe runter zum Strand. Unten angekommen dacht ich „und wo sind jetzt die Kreidefelsen?“ Ich war natürlich nur ganz am Anfang. Und massig Touristen in Sicht. Alle zogen rauf zu den klippen. Ein Foto ohne andere Menschen schien unmöglich. Ein Blick auf die Uhr, im Sinn der lange weg zurück… ok schnell noch ein Stück weiter und versuchen mehr von den Felsen zu sehen. Selfiestick, Gopro, Handy… alles ander Frau um schnell ein paar Bilder für den Bericht einzufangen. Genießen geht anders.

Ejal… das schlimmste was passieren könnte, wäre wenn ich die Fähre verpasse. Weil fährt ja nur einmal am Tag und wurde ja schon verschoben. Verpassen bedeutet Abbruch der Tour im schlimmsten Fall. Mit Panik im Nacken schob ich das Bike wieder den Hügel im Wald hoch, schwang mich oben direkt drauf und fuhr wie vom Teufel besessen… also wie immer haha.

Irgendwann vor mir 2 andere Radreisende die aber irgendwie ganz in ruhe fuhren. Zwar in nem kleinen Gang, aber scheinbar ohne große Anstrengung. Ich war am kämpfen wie blöd gegen den Wind. Aber immer noch gut im Tritt. Ich wusste sobald es links wieder runter ging, konnte ich 6km ohne Wind fahren. Aber da musste ich erstmal hin. An der Abbiegeampel angekommen, fix und fertig, neben mir die anderen beiden… total entspannt. Warum? E-bikes na klar. Das mag zwar entspannter sein. Aber das wirkliche Rad-Abenteuer kennt keinen Motor, das bezwingt man mit Beinmuskeln und einem sehr starken Willen. Aber ich finds dennoch gut, dass es die Möglichkeit gibt auf E umzusteigen, weil einige durch Knieprobleme und Co sonst gar kein Rad mehr fahren könnten. Ich hoff ich Brauchs noch ne ganze weile nicht.

Fakt ist: ich hatte 25 Minuten um zur Fähre zu kommen and I did it! Hinweg 45 Minuten haha. Und ich fuhr den Elektro-Heinis davon. Ich sag ja: teilweise ist mir das bike unheimlich so geil fährt es.

An der Fähre war kurz ein bisschen Nieselregen, aber nix wildes. Konnte mit ein paar anderen relativ zügig mit den Bikes einschiffen. Sehr entspannt. Oben hab ich mir einen Fensterplatz gesucht. Man sah allerdings nicht wirklich viel. Hab mir nen Kaffee geholt und stellt fest, dass es kein Wlan und auch kein wirklich gutes Netz an Ort und Stelle gibt. Toll. Also bin ich mal ne Etage höher und raus gegangen. Da war sie wieder: die Sonne! Herrlich! Also bin ich hierhin umgezogen und konnte an den Kreidefelsen nochmal entspannt vorbeiziehen. Der Kaffee war dringend notwendig, sind ja auch 3 Stunden Fahrt zu überbrücken. Als ich den Preis gesehen hab dacht ich allerdings die spinnen. War mir egal, ich hatte sowas von Kaffeedurst! Dann sagt der nette Däne an der Kasse „Und Nachfüllen ist dann gratis!“ WHAT? Wenn ich von Board gehe werden sie diese Regel vermutlich wieder ändern. Der weiß nicht wieviel Kaffee ich trinken kann haha.

Jetzt bin ich also wieder in meinem geliebten Dänemark. Hach… also auch zeit für mein Dänemark Portemonnaie. Das was ich vor 30 Jahren von meinem Opa bekommen habe und in jeden Dänemark-Ulraub mit musste. Daran auch diverse Schutzengel und Glücksbringer für die Tour. Den Dom hab ich natürlich auch immer mit em Jepäck.

Interessant übrigens: ich hab jetzt 7 Tage mein Steißbein auf dem Bike fasst gar nicht gemerkt. Jetzt sitz ich auf der Fähre in der Sonne und zack tut wieder weh. Normal sitzen ist halt nix. Ich hab kurz gedacht ich wäre geheilt.

Die Fähre konnte nicht direkt anlegen weil die andere noch am Anlegt parkte. Also drehten wir lustig kreise vor Bornholm in der Zeit. Ne Durchsage gab es nicht. Mussten erst mal alle Rätsel raten was los ist. Die Überfahrt war echt kurzweilig. Hab oben auf Deck in der sonne gelegen. Sonnencreme natürlich in der Tasche die im Unterdeck geblieben ist.

Und dann roll ich von der Fähre runter und fühle direkt dass ich hier richtig bin. In meinen Adern fließt irgendwie nicht nur kölsches sondern auch dänisches Blut glaube ich. Ich lieb es einfach! Bis zur Unterkunft waren es 25km einmal die ganze Insel hoch. Und jetzt ungelogen: ich sitz auf dem bike und trete rein und denk mir: an der Küste gab es auch einen weg, der ist bestimmt schöner. Aber ich sag mir ich möchte unbedingt so schnell wie möglich nach oben und dann da noch was an die Küste, also keine Umwege… 2 Min. Später: oh hier gibts ne schöne Abzweigung zum Meer runter… zack war ich auf dem ultra-mega-schönsten-Radweg in der ganzen Welt und natürlich kein Weg mehr zurück zur Schnellstraße. Also… gab es schon, aber ich wollt unten bleiben. Auch in dem Bewusstsein, dass der Weg irgendwann endet und ich ein Stück Fußweg nutzen muss. Fußweg bedeutete in diesem Fall eine Steilklippe mit Bike hochkraxeln und nach einem Sauerstoffzelt rufen! Hat es sich gelohnt? Aber sowas von! Und weil ich immer noch nicht auf den normalen Weg wollte, landete ich auf nem Single trail, der mein Bike mal richtig gefordert hat. Ohne Gepäck gar nicht so anspruchsvoll. So aber schon. 17% Gefälle, dann das ganze wieder rauf, 14% Gefälle und wieder rauf… alles auf Schotterweg und dem Bewusstsein, dass der Fahrradmann in Bremen gesagt hat dass die Bremsleitung beschädigt sein könnte und hartes bremsen zu dem Riss führen könnte… Ejal.

Also es war paradiesisch. Diese Landschaft. Unbeschreiblich schön. Toll, dass die Sonne extra rauskam heute das hat es nochmal extra schön gemacht. Für die letzten 3Km bin ich wieder auf die normale Straße. Und dann fährt man runter auf Allinge zu. Rollt durch die kleinen Sträßchen mit den strahlend bunten Häuschen. Herrlich. Das Hotel ist ganz nett. Klein und romantisch mit einem großen Innenhof wo gerade ein großes BBQ stattfand als ich ankam.

Ich bin noch kurz in den Brugsen (ich liebe dänische Supermärkte!!!) und dann runter zur Räucherei, wo ich gesehen hatte, dass es ein großes Fisch-Buffet dort gab. Hab ich mir gegönnt, yammy. Als Dessert konnte man sich Softeis selbst zapfen und mit Streuseln dekorieren. Love it!

Was mich jetzt schon traurig macht: ich bin gerade mal ein paar Stunden hier und muss morgen quasi direkt zur Fähre fahren. Die fährt halt auch nur alle paar Stunden. Die 3. Fährt erst um 13:30 Uhr, das ist mir zu spät. Ich will morgen ja bis Malmö und dann schön im Kaltbadehus versacken. Da freu ich mich schon die ganze zeit drauf. Aber eines steht jetzt schon fest: Bornholm ich komme wieder!

3 Kommentare zu „Tag 07: Stralsund bis Sassnitz Fähre und Rönne bis Allinge auf Bornholm – 90KM

  1. Schööööööööööööön! Das würde mir auch gefallen, wäre mir nur zu kalt.
    Aber das ist wirklich zu wenig eingeplante Zeit für Kreidefelsen und Bornholm. Das hätte man eigentlich mit ein wenig mehr Muße genießen müssen. Seele baumeln lassen war ja kaum möglich. Aber dennoch: Wunderschöne Bilder und Eindrücke!

    Gefällt 1 Person

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