Finaltag – Venlo nach Köln 85km

Der Tag begann etwas blöd. Ich hatte auch nicht so gut geschlafen trotz super Bett. Hab erstmal noch die beiden Nespresso Kapseln getrunken und in Ruhe gepackt. Waren ja nur 85km geplant, da muss ich mich ja nicht hetzen. 

Wetter war trocken und ein kleiner Sonnenstrahl versuchte durchzubrechen. Mein Hotel lag ja direkt an der Maas und keinen Kilometer weiter war die Brücke über die ich an Tag 1 schon gefahren bin. Generell war die Tour heute quasi genauso wie am ersten Tag nur in die andere Richtung. Außer ein paar Ausflüchte in diverse Wälder. Die Abfahrt von Venlo musste ich erstmal wieder rauf. Keine Ahnung warum aber sehr viele Orte liegen einfach in einem Tal. So auch Venlo. Über die Grenze fuhr ich auch zurück sehr unspektakulär. Da war ein Schild da stand Bundesrepublik und NRW und schwupp war man drüben. Bin diesmal nicht an der Zollpatroullie vorbei keine Ahnung wo der Abzweig dahin war. Auf der ersten Hälfte kurz vor Viersen lotste mich das Navi in ein Waldstück. Prinzipiell schön, aber Single Trails mit Gepäck bremsen immer aus. Hab auch immer etwas Angst um mein MacBook bei den ganzen Erschütterungen. War trotzdem ganz cool auch wenn teilweise mehrere Steigungen enthalten waren. Eine krasse offroad Abfahrt war auch dabei. Der Wind kam natürlich von Süden also Gegenwind, wenn auch nicht stark aber auch 13kmh mit 35 Böen bremsen gut aus. Den Regen hab ich übrigens hinter mir lassen können. Bin einfach davon gefahren, ich Fuchs. 

Richtig nervig ist übrigens seit Tagen meine triefende Nase. Fahre mit permanenten Tropfen an der Spitze so dass es schon ganz wund ist. Außerdem habe ich seit 5 Tagen schmerzen am rechten Fussspann. Hab abends immer was draufgeschmiert aber hat nix genutzt. Immerhin hab ich den Infekt nicht final ausgebrühtet sondern erfolgreich ausgeschwitzt wie es scheint. 

Nach 40km habe ich eine kleine Pause eingelegt und was gefuttert.

Ich konnte mich ganz genau erinnern an welcher Ecke es mich auf der Hinfahrt fast vom Sattel gefegt hat und wo richtig heftige Platzregen Attacken runter kamen. Sehr ungewohnt in diese Richtung zu fahren. Ab Grevenbroich bin ich immer nur in die andere Richtung bisher geradelt, so wusste ich immer ungefähr was gleich für ein Streckenabschnitt kommt, war aber auch überrascht über die Abfahrten die sich auftaten weil normalerweise schraubt man sich da die ganze zeit gegen den Wind hoch. Heute relativ entspannt. Ab Pulheim konnte Ich auch final aufs navi verzichten. Bei der Einfahrt nach köln begann es etwas zu nieseln. War aber nicht dramatisch weil nur ganz wenig. Wesentlich schlimmer fand ich die Tatsache, dass ich innerhalb Kölns mehr klingeln musste als in der gesamten Woche zusammen. Kein Mensch achtet darauf wo er lang läuft in köln und jeder fährt wie es einem passt. Und was für Menschenmassen unterwegs sind. Wahnsinn. 

Was richtig richtig negativ ins Gewicht gefallen ist, sind die Radwege in Deutschland. Ich war bisher immer der Meinung Jo es läuft wir arbeiten daran das zu verbessern. In der Kölner Innenstadt stimmt das soweit. Außerhalb ist es eine Katastrophe. Teilweise schmaler wie ein Meter breit und zerfressen von Bodenwellen.  Wenn es dann überhaupt einen Fahrradweg gibt. Gelsenkirchen und Gladbach fallen da komplett durch. Der krasse Vergleich wenn man aus einer Woche Holland in diesen Irrsinn hineinfährt. Wirklich erschreckend schlimm!

Ich hab noch kurz umgeplant am Ende weil natürlich muss der Dom das Ziel einer solchen Reise sein. Leider hat meine Cam vor Ort ein gutes Vorschaubild gezeigt und hier zuhause war der Moment der Auslösung viel zu spät. Aber egal. Hauptsache ich bin angekommen und hab bis auf eine Ausnahme alles so geschafft wie geplant. Wenn ich die 780 Km mit dem Auto gefahren wäre, sähe meine CO2 Bilanz sicherlich nicht wirklich gut aus. So habe ich etwas für meine Gesundheit und Fitness getan und die CO2 Emission gesenkt. Was meine Ausgaben für Hotels und Verpflegung betrifft, fand ich die Tour etwas teuer im Vergleich zu vorherigen. Ich habe mir die Woche ausgesucht ohne auf die Ferienzeit zu achten. Sonst wäre es vll günstiger geworden. In Dänemark übernachte ich auch mal gerne in den DanHostels wo man auch mal für 60 euro die nicht parat kommt. In Holland lag der schnitt eher beim Doppelten. Zelten wäre weitaus günstiger, ist aber nicht so mein Ding. Erst Recht nicht bei so einem Drecks Wetter.

So richtig runterkommen konnte ich auch noch nicht. Die ersten 4 Tage haben mich körperlich so gestresst, dass auch geistig nicht abschalten konnte. Insgesamt bin ich der Meinung, dass eine Woche im Frühjahr ganz schön ist, aber meine zwei wöchigen Touren im Sommer haben mir mehr gegeben. Da gab es auch schon viele Regentage aber die Temperaturen sind angenehmer und man fährt entspannter wenn man nicht so dick eingepackt ist. Vor allem erfrieren einem die Zehen nicht ständig. Wenn Frühjahr oder Herbst Tour, dann in jedem Fall lange Regenhose für jeden Tag einplanen. Die Etappenlänge war auch eher an Sommertouren orientiert. Würde ich im Wissen dass das Wetter schlecht werden kann zukünftig etwas kürzen nehme ich an.

Video schneide ich die Tage und eventuell lade ich noch ein paar Fotos nach. Jetzt erstmal relaxen. 

Tag 7 – Amerfoort (Soest) nach Venlo 124km

Obwohl das Hotelzimmer nicht das geilste war, habe ich ausgesprochen gut geschlafen. Meine Uhr meint sogar über 2 Stunden REM Schlaf. Das hab ich schon ewig nicht geschafft. Draußen war es eiskalt. Bei -2 Grad habe ich ausgeheckt und mir noch den gratis Espresso gegönnt. Auf die Frage ob ich zufrieden mit dem Aufenthalt war habe ich so lala geantwortet. 124 Km standen auf dem Plan. Ich war weniger optimistisch dass ich es schaffen werde. Für eine Bahn hätte ich einmal quer fahren müssen, weil nichts direkt auf der Strecke lag. Vielleicht war ich heute auch deshalb so motiviert, weil ich gestern vergessen hatte die Blutdrucktablette zu nehmen… :-p

Die ersten 20km zogen sich etwas schleppend. Viele Ampeln und stopp and go. Da ging mir die ganze zeit im kopf rum dass ich das heute unmöglich schaffen werde. Alle paar Minuten auf den Tacho geschaut und die Kilometer wurden einfach nicht mehr. Dann schön am Kanal entlang, das gefiel mir sehr gut. Ich hatte heute nur das Endziel und keine Zwischenziele definiert, was etwas blöd ist für die Motivation. Ich hab dann erstmal bis zur Fähre geplant. Die kam nach 40km. Das Wetter einfach traumhaft, aber arschkalt. Diesmal hat die Fähre was gekostet. 1,10€ hatte ich Gott sei dank noch bar dabei. In der Wartezeit gab es nen Apfel um mich etwas zu stärken. Es gibt auf Tour keinen besseren Energielieferant als ein Äpfelchen. Vitamine und Fruchtzucker kicken eigentlich immer am besten bei mir. Nach der Hälfte der Strecke wechselte ich die Handschuhe von Winter auf Sommer und gönnte mir noch einen Proteinriegel. 

Auf der Strecke sind übrigens einige Baustellen. Meist gut umgeleitet, aber dennoch nervig. Heute bin ich durch 2 einfach durchgefahren, weil es keinen anderen weg gab bzw. weil ich keinen Bock auf nen Umweg hatte. Wenn der Linienbus da fahren kann, kann ich das auch. Wofür hab ich denn so ein Rad mit dem man überall fahren kann.

Nach 80Km kam ein Albert Heijn wo ich mir noch einen Protein-Joghurtdrink, Ingwer shot und Paracetamol kaufte. Wenn man schon mal hier ist muss man auch günstige Medikamente mitnehmen und irgendwie war mir schon klar, dass ich morgen dafür vor der Grenze nicht mehr anhalten werde. 

Ich habe unterwegs überlegt dass ich mal ein Hörbuch hören möchte. Ich nutze aktuell Apple Music und mir wurde schon länger das Buch von Carolin Kebekus empfohlen. Ich war von der ersten Sekunde an begeistert. Sie hat einfach mal alles auf den Punkt gebracht, toll recherchiert und zusammengetragen. Wirklich interessant sich das so geballt mal anzuhören. Hier und da musste ich auch so herzlich lachen dass ich fast nicht weiterfahren konnte. Größtenteils ist es ernst aber mit ihren witzigen Spitzen mittendrin gibt es auch sehr viel zu lachen. Absolute Empfehlung. Morgen höre ich noch die letzten Kapitel.

Mein Hotel liegt direkt an der Maas. Ich habe zwar Stadtblick aber im Restaurant schaut man auf den Fluss. Die letzten 2 Km bin ich durch CANON Valley gefahren. Krass wir groß die hier sind. Ich freu mich schon wenn ich morgen nach hause komme und meine neue Cam wieder in die Arme schließen kann… und nach wen anders 😉 

Zurück zum Hotel. Es gibt ein Sterne-Restaurant und eine Brasserie. Sehr edel und ich hab definitiv keine Kleidung um dort zu speisen. Ich habs aber dennoch getan :-p Bin erstmal aufs Zimmer und habe ausgiebig geduscht. Es gibt sogar Pantoffeln und mehrere Pflegeprodukte die über das Standardsortiment hinaus gehen. Dazu noch mega geil eine Nespresso Maschine mit 4 Kapseln. Habe schon 2 getrunken, morgen früh die anderen beiden zum Frühstück, weil das habe ich nicht dazu gebucht.

Der Restaurantchef hat mich empfangen, gemustert und erstmal auf die Wartecouch gesetzt. Hab ich mir n Bierchen bestellt. Glaub sonst trinkt hier niemand Bier. Die Kellnerin meinte dann irgendwann ob ich essen möchte und geleitete mich rüber ins Restaurant. Was bis auf eine Gruppe Business Leute leer war. Schön abgesondert in meinen Radklamotten :-p Kleidung und allein reisende Frau sind eben nicht der Standard. Im Hörbuch gab es interessante Erkenntnisse auch dazu. Ich habe sehr viel für mich mitgenommen daraus. 

Es gab einen Gruß aus der Küche mit Spargel und Aal und zitronigem Schaum. Als der Herr Eel sagte dacht ich schon ohje, aber es war sehr lecker. Frisch gebackenes Brot und Humus dazu. Dann eine Spargelsuppe mit frischem Spargel und als Hauptgericht eine „Limone Sole“ mit Pommes und Salat. Es war mega! 

Ich habe eben überlegt ob ich einfach noch mal duschen gehen soll nach dem Essen. Es war so entspannend, habs sehr genossen. Werde aber wohl sehr früh schlafen. Mir fallen schon die Augen zu. Ich muss aber noch die Fotos selektieren und dazu laden. Habe heute gar nicht so viel gemacht. Die Strecke war nicht sehr abwechslungsreich und ich war mit Treten und Warm werden beschäftigt. Heute sind es übrigens 693Km in Summe. Morgen kommen noch mal 84Km dazu und dann bin ich wieder in Kölle. Einmal rund um Holland mit der Drewke durch Wind und Wetter. Ach so und der Wind kommt übrigens jetzt aus Süden, also von vorne. Deshalb auch nicht die super Geschwindigkeiten heute aber es war vollkommen erträglich und gut fahrbar. Die Orkanböen sind wohl vorbei. Schade, dass das oben bei dem schönsten Streckenabschnitt in den Duinen nicht schon so war 😦

Tag 6 – Alkmaar bis Amersfort 84Km

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Ich hab schon Probleme mich abends zu erinnern wo ich morgens war. Genau, ich bin im Knast aufgewacht. Trotz tollem Bett habe ich nicht so super geschlafen. Bin Nachts mehrfach aufgewacht und immer wenn ich zur Tür geschaut habe und die Luke sah dacht ich hoffentlich beobachtet mich niemand. Bis 23 Uhr sind auch ständig Leute durch die Korridore gezogen und es war mega laut. Frühstück war ganz ok. Gab auch Obst zum mitnehmen was ich immer sehr begrüße. Ich war leicht panisch, dass ich nicht rechtzeitig loskomme, weil ich für HEINEKEN schon ein Ticket vorab gebucht hatte. Um 12 war mein Slot man sollte aber etwas früher da sein. Bin um 8:30 Uhr losgefahren. Sollte unter normalen Bedingungen locker ausreichen aber ich vertraue dem Wind und den Gegebenheiten hier nicht mehr. Ausserdem stecken mir halt die ersten 4 schlimmen Tage noch in den Knochen. Es lief aber ganz gut. Hatte eigentlich gedacht die Fähre kommt nach 21km, kam aber dann doch erst nach 30km und ich bin einfach ganz easy uraufgerollt, so als wäre ich ein Amsterdamer der zur Arbeit fährt und „Tach auch“ ruft. 

Anziehtechnisch musste ich heute etwas umdisponieren. Draußen auf den Autos war Frost und die Leute kratzten schon als ich aufstand. Also hab ich unter das Longsleeve noch das kurze Trikot gezogen und statt der Regenjacke die Fleecejacke angezogen. Weil die liebe Gesa mir das schon zu einer meiner Dänemark touren geraten hatte habe ich schlauerweise eine eingepackt. Und weil sie schwarz ist hat sie in der sonne nochmal extra gewärmt. Das ist hier sehr krass sobald man einen Zentimeter in den schatten fährt wird es richtig eisig. Für meine Beine hab ich nix dabei zum extra anziehen. Ich hatte vorher noch überlegt die lange Radhose anzuziehen statt kurz plus Leggings. Ich hatte aber irgendwie doch noch auf besseres Wetter gehofft… ich Depp.

Nach der Fähre war man quasi schon in Amsterdam und zwei Holland-Großfiguren begrüssten einen. Da ich sehr gut in der Zeit war habe ich noch kurz für diverse Fotomotive angehalten. Noch gut 10km weiter war mein heutiges Zwischenziel HEINEKEN EXPIERIENCE. Kann man besseres Marketing für eine Biermarke machen als so eine Führung zu inizieren? Maga Show. Und es war noch 3x besser als vor 8 Jahren. Ich hatte mein Bike unten am Kanal angeschlossen und die ganze zeit gebetet dass es später noch da steht. Wie ist eigentlich die Diebstahlqoute von Rädern n Holland? Wahrscheinlich Null, weil jeder mindestens eins hat oder? Es gab Schließfächer wo ich meine Tasche eingeschlossen habe. Alles elektronisch mit selbstvergebenem Pin. Dann bekommt jeder ein Armband wo zwei chips dran sind für Freibier. 

Die Führung ist Self-guided. Man geht also selbst durch und an verschiedenen Stationen erzählt dir jemand was. Erst gab es ein Probiergläschen und dann in der Bar unten die zwei Heineken die man frei hat. Ich hab natürlich auch noch an der Zapfchallenge teilgenommen, da zapft man sein Bier selbst und bekommt danach auch noch einen Ansteckpin geschenkt. Im Shop bin ich natürlich auch noch fündig geworden. Und als ich eigentlich schon fertig angezogen war und gehen wollte, dacht ich Moment was ist denn mit dieser Rooftopbar. Bin ich rüber gegangen und die nette Servicedame war sehr gut drauf. Sie gab jedem einen extra Coin und als eine andere fragte wofür der denn sei meinte sie nur „MORE BEER! Go and Drink more Bier guys!“ Das lass ich mir ja nicht zweimal sagen. Ich musste allerdings ja noch 43km Rad fahren. Also oben in der Sonne erst mal noch n Äpfelchen dazu gefuttert. Oben konnte man aussuchen ob mal Heineken normal, 0,0 oder spezial möchte. Ich hab mal spezial genommen was auch ganz gut. Hätte gerne die Gläser, aber blöd mitzuschleppen aufm Rad. Muss ich wohl nochmal mit dem Auto einen Ausflug machen. Habe mir noch eine Flasche personalisieren lassen und das Rad war auch noch da. Also wieder aufsitzen und wigger. Bin quasi einmal quer durch Amsterdam im Halbkreis gefahren. Mich hätte bei dem Wetter noch eine Grachtenfahrt gereizt aber das hätte zu viel zeit gefressen und hab ich ja auch schon 3x eigentlich gemacht.

Das Bier drückte etwas auf die Blase musste zweimal anhalten. Normalerweise muss ich an einem Tourtag nie anhalten für sowas, dieses Jahr jeden Tag weil sich alles so zieht.

Trotz Sonne war es eisig kalt. Musste die dicken Handschuhe anlassen. Der Nachteil ist immer dass man erst kämpft dass die Finger in den Handschuhen warm werden und die Taubheit aufhört und dann ist plötzlich alles nassgeschwatzt und man kommt kaum rein oder raus. Auf den letzten Metern habe ich mich aber getraut auf kurze Handschuhe zu wechseln, ging grad so. Ich glaub Holländer haben auch viele die fliegende Hitze. Super viele die hier mit Kurzer Hose auf ihren Rädern sitzen. Brrrrr. 

Konnte heute auch ausnahmsweise mal ein paar Meter im kleinsten Ritzel fahren. Fahre ich Normalerweise komplett immer. Hier mit dem Wind nicht wirklich möglich. Naja dann kann ich es vielleicht diesmal auch nicht kaputt fahren hehe. Konnte sogar einmal kurz 25km/h treten. Wie ungewöhnlich. Heute haben mich unterwegs zwei Fahrradfahrer angesprochen wo ich herkomme, wo ich hinfahre und was die Antenne auf meinem Helm soll. Kurz vor Ziel war da eine Rennradfahrerin die von hinten angefahren kam und mich in eine Gespräch verwickelte statt einfach an mir vorbeizurasen. Fand ich total nett, weil ungewöhnlich. Sehr sympathisch. So und dann kommen wir zum heutigen Problemfall. Wäre ja nicht meine Tour, wenn nicht irgendwas schief laufen würde. Ich hab die ganze Fahrt über gedacht, ach ist ja nicht schlimm dass das Hotel nicht im Ortskern ist, ich kenn es ja schon aus Nordwiijk und weiß es gibt ein gutes Restaurant und was zu trinken zu kaufen. Hab mich schon ultra drauf gefreut. Komme ich da an, ist es ne Baustelle. Kurz sah es aus als hätten die gar kein Betrieb. Die Rezeption war notdürftig eingerichtet. Kein Restaurant, keine Bar und dementsprechend kein Abendessen und kein Frühstück. Fein! Ich wollte schon bei Lieferando bestellen und hab mich dann doch entschieden die 1,5km noch mal zurück zu fahren und mich in ein Restaurant zu setzen. In dem Zimmer wäre ich deprimiert geworden. Irgendwie in den 70ern stehen geblieben. Die Dusche überzeugt mich auch nicht und es richt irgendwie nach Toilette. Die Lüftung im Bad läuft die ganze Zeit durch und ich bekomme morgen früh kein Tageslicht, weil vor meinem Fenster ein Ascheplatz mit Flutlicht ist und ich die Vorhänge zugezogen habe. 

Es gab wieder mal nen veggi Burger. Der war wirklich sehr gut. Und dazu Heineken wie es sich gehört nach so einem Tag. Morgen geht es zurück nach Venlo. Bin nicht so wirklich guter Dinge dass ich die 122km schaffen werde aber wir werden sehen.

Tag 5 – Texel bis Alkmar 96km

Heute war ein richtig guter Tag. So wie es auf Tour sein sollte.

Also als erstes habe ich heute Nacht das erste Mal relativ entspannt und gut geschlafen. Vielleicht endlich genug ausgepowert um mich wirklich mal auszuschalten… es gab Dachfenster wo man Nachts die Sterne und morgens die Sonne sehen konnte… also sofern man ne Brille an hat höhö.

Der Frühstückskorb meinte es wieder sehr gut. Ich hab mir die Eier gekocht, Joghurt gelöffelt und Kaffee getrunken. Bin erst kurz nach 9 los. Hab mich noch mit dem Hausbesitzer unterhalten und ihm den Betrag für die Nacht überwiesen. Er meinte wenn ich nochmal komme soll ich einfach anrufen dann ist es günstiger als über Booking. 

Ich war noch nicht sicher inwiefern ich heute über die Insel fahren wollte. Auf jeden Fall nach De Koog. Das war 10km entfernt. Wetter mega gut, ich relativ fit. Angekommen im Ort war es leicht ausgestorben. Die Touris kommen erst nach 10 Uhr scheinbar. Ich wollte Texel-Gin mitnehmen und hab kurz gegoogelt, dass es den in Den Burg wohl zu kaufen gibt. Wollte aber dann doch noch zum Leuchtturm weil ich fahr ja nicht nach Texel um mir dann die Spitze nicht noch anzuschauen. Also die Route umgeplant zum Leuchtturm. Hin über die Duinen-Route, zurück etwas weiter inlands. Hier nenn sich übrigens jedes Naturparkgebiet „Hollands Duinen“. Ich lieb es ja durch diese Abschnitte zu fahren. Mehr Natur geht nicht. Und wirklich gute Wege, super gut zu fahren (wenn kein Wind ist). Hier auf Texel waren richtig viele Tiere unterwegs. Erst stark behaarte Kühe (haben die nen Namen?) dann extrem viele Fasane mit ihrem bunten Federkleid. Schafe und Lämmer sowieso und ganz weit rechts in der Ferne sah ich einen Vogelschwarm im Formationsflug.

Bis zum Leuchtturm waren es 23KM. Also war mir klar, dass ich mit gut 50 KM aufm Tacho die Insel heut verlassen werde. Der Leuchtturm war mein Point of Return. Ab hier geht es wieder Richtung Köln. Ich wär ja gerne noch auf den Turm raufgeklettert, aber ich hatte ja noch den Einkauf und die Fähre im Kopf und wäre gerne vor Anbruch der Dunkelheit im Hotel. Also weiter Richtung Den Burg. Hier habe ich auch 2015 schon Halt gemacht. Der Ort war Komplett überfüllt mit Touristen. Warum sind die nicht in der schönen Natur, statt zu shoppen? Hab im Albert Heijn noch Verpflegung gekauft und bin dann gegenüber im Spirituosen Laden noch den Gin kaufen gewesen. Irgendwie kaufe ich immer am Wendepunkt ein Mitbringsel ist mir aufgefallen. Von Skagen hab ich auch die Flasche Gin mitgenommen. Ich muss mich aber leider immer sehr beherrschen. Wird sonst alles zu schwer. Bis zur Fähre noch 8km. Bisschen gegen den Wind. Ich hab die ganze Zeit gebetet, dass der Wind auf dem Festland mir gnädig ist. 

Die Fähre hatte ich ja berichtet kostet 5€, aber Hin und Retour zusammen. Ich wollte noch ein Ticket kaufen, aber auf Texel gibt es gar keinen Schalter. Eine andere Frau war genauso überfordert wie ich. 14 Uhr ging es rüber. Ich wollte eigentlich draußen an Deck sitzen weil es so schön Sonnig war. Aber der Wind drückte genau auf die Bugseite. Drinnen war es schön warm und ich hab die Zeit für Telefonate und posts genutzt. In Den Helder angekommen waren noch 53km zu fahren. Ich wusste ganz genau, dass der Wind aus einer Richtung bläst, wo Streckenabschnitte teilweise sehr anstrengend werden können und teilweise sehr angenehm. In den Duinen ging es rauf und runter. Super zu fahren, tolle Strecke. Und pass op, es war Zeit die Sonnenbrille auszupacken, ja glaubste es? Ich glaub sogar dass ich Sonnenbrand im Gesicht habe. Alles andere war ja gut eingepackt. 

Die letzten 10km waren sehr schön am Kanal entlang. Mein Hintern wollte zwar nicht mehr sitzen, aber ich hab durchgezogen. Mein Hotel ist ein ehemaliges Gefängnis, sieht innen aus wie Alcatraz und gefällt mir mega gut. Da es in einer Waldsiedlung liegt war drum herum auch keine Alternative wo man etwas essen könnte, deshalb habe ich mir das Hotel-Restaurant gegönnt. Ultra gut, hatte den Fisch. Und dazu TEXELS Skuumkoppe. Ich war noch 1,5 Gläsern leicht angeheitert :-p

Die Dusche tat mega gut. Wenn ich Donnerstag nach Hause komme freu ich mich sowas von auf die Wanne. Wenn ich im Sommer fahre, mag ich gar nicht an heiße Wannen denken. Höchstens an Sauna. Ist schon angenehmer im Sommer zu fahren. Einfach im kurzärmeligen Trikot. Ich schwitze auch anders als im Sommer. Die neue Jacke ist echt grandios. Beste Anschaffung. 

So, morgen geht es nach Amsterdam. Ich muss um 12 Uhr bei HEINEKEN sein sonst verfällt mein Ticket. Wish me Luck. Übrigens: Das ist ne kleine Jubiläumstour, ist mir heute aufgefallen. Ich mach das jetzt schon seit 2013. Und von jeder Tour nehme ich tolle Erinnerungen und Erfahrungen mit nach Hause. Deshalb gibt es auch nie DIE schönste Tour, sondern nur schöne Touren. Auch wenn sie so verlaufen wie die aktuelle. An dieser Stelle mal ein kleines Dankeschön an alle, die mich unterwegs so Supporten und immer wieder motivieren weiter zu fahren. Wenn man alleine unterwegs ist kann das unglaublich wichtig sein.

Tag 4 – Noordwijk nach Texel 60km

Tag 4 – Noordwijk nach Texel 54km

Ich hab es versucht. Hab gekämpft und alles alles gegeben was so ging. Der Wind war zu heftig und mein Wohlbefinden ließ zu wünschen übrig. 

Am liebsten wäre ich heute morgen noch mal baden gegangen. Aber dann wäre ich gar nicht weggekommen. Das hat meinen Beinen aber richtig gut getan die heisse Wanne. Bin schon erst um 9:30 Uhr diesmal los, weil es ja noch Frühstück gab und ich mich nochmal rumdrehen musste. Wenn ich im Sommer fahre komme ich manchmal schon um 7:30 los, weil das Wetter einfach anders motiviert. Das Frühstück war ganz nice. Gab auch frisches Obst und richtig geil einen Kuchen mit Zimt. So wie in Dänemark ähnlich. Hab ich direkt mal 2 Stücke gegessen wegen der Kraftmässigkeit. 

Trotz Sonne war es bitter kalt. Ein Glück habe ich die dicken Handschuhe eingepackt… die inzwischen auch wieder trocken waren. Schon die ersten Meter dacht ich Holla die Waldfee ich bin kapott und es ist extrem windig. Ca. 2 Km weiter kam ein Hotel was speziell für Läufer und Radfahrer scheinbar war. Da kamen auf einmal super viele Sportler auf die Strecke. Generell sehr viele Rennradfahrer in aerodynamischen Trikots unterwegs. Das scheint ne sehr beliebte Strecke zu sein um sich auszupowern. Ohne Gepäck, windschnittig und mit dünnen Reifen bestimmt mega. 

Nach 12km kam ich in Zandvoort an und hab den ersten Supermarkt angesteuert der kam. Äpfel, nen Shot und Protein-Drinks. Wobei mir im Laden echt schummrig war und ich dachte wenn ich jetzt das oder das essen würde kam es wieder raus. Ich bin nicht fit und irgendwas stimmt nicht. Hoffe es ist kein Corona. Ich vermute auch dass ich ne Blasenentzündung dazu entwickel nach den Regentagen auch kein Wunder eigentlich. Mir war streckenweise echt schlecht. Das hatte ich ja schon von Tag 1 an. Genauso das komische Gefühl im Hals.

Dazwischen wieder die ganzen Ebikes. Am schlimmsten waren alle die mir komplett gechillt entgegenkamen, weil Rückenwind. Am liebsten hätte ich mich einfach auch wieder umgedreht und hätte mit schieben lassen. 

Mitten im Naturschutzgebiet super cool, kam plötzlich ein Anschieber von hinten. Einfach ein Mountainbiker der mich hinten am Rücken gepackt und am Berg angeschoben hat. Das ging auf einmal so flott. Ich wollt schon fragen ob er das bis Den Helder bitte machen kann. Vor allem habe ich kein Akku gesehen. Der war so flott dass ich dachte da muss doch Unterstützung am Start sein… Falls wirklich nicht, dann Respekt! 

Der Weg bis zur ersten Fähre hat sich echt gezogen. Ich dachte das kommt nach 20km schon waren aber dann 31km. Musste nur 5 Min warten und es war scheinbar auch umsonst. Hatte schon geschaut bezüglich Bahnanschlüssen. Der nächste Ort hatte einen Bahnhof, aber dann hab ich gesehen dass Alkmaar nur 20km entfernt ist und ich hab mich entschlossen das Stück noch durchzuziehen. Also kurzerhand umgeplant was mit Komoot ja kein Problem ist. Was schon gut im Landesinneren zu fahren. Aber der Wind war auch da noch heftig. Wie mir ein Freund eben erzählte sind gestern bei einem Radrennen aber auch super viele Leute nicht ins Ziel gekommen weil das Wetter einfach zu heftig war. Das relativiert mein schlechtes Gewissen etwas. Es tut mir auch sehr leid, dass das hier diesmal kein happy sunshine gute Laune blog ist. So läuft es halt manchmal… da muss ich ja nix vorspielen. Kannte ich so nicht nicht, aber auch die Erfahrung muss Frau scheinbar mal machen. Ich war heute so geschwächt, dass ich noch nicht mal für Fotomotive anhalten wollte. Nur wenn ich mir vorgaukeln musste dass ne pause grad eh gut wäre. Aber immer absteigen, Handschuhe aus und wieder Antreten ist halt ein Grund auf Fotos zu verzichten und einfach nur kurz alles on Point zu genießen.

In Alkmaar am Bahnhof musste ich mich erstmal zurecht finden. Bahnfahren in Holland funktioniert so, dass man sich ein Ticket kauft, dann durch die Schranke geht mit eingescanntem Ticket, dann merkt dass man von hier gar nicht auf Gleis 2 kommt, wieder raus geht und den netten Sicherheitsmann/ Polizist fragt wie man darüber kommt und dann mit dem Lift einfach rüber fährt. Hat eigentlich gut funktioniert. Für 18 € mit Fahrrad für 50km war in Ordnung. Manchmal muss Frau einfach vernünftig sein und auf ihren Körper hören. Ich hätte es im Leben nicht geschafft noch weiter 50km gegen den Wind anzufahren. Und wenn dann hätte ich noch ein Problem mit der letzten Fähre nach Texel bekommen wie ich mich kenne. So war es wesentlich entspannter und ich hatte noch etwas vom Abend irgendwie.

Vom Bahnhof Den Helder waren es noch 2km bis zur Fähre und mein Navi wollte mich nicht lotsen. Habs trotzdem gefunden. War aber extrem heftig da noch mal anzutreten auf dem Stück. Der Ort war ausgestorben, ist ja Sonntag. Die Fähre ist ganz gut beschildert wo sich Fahrräder einzufinden haben. Für 5 Euro kann man nix sagen. Und auf der Toilette empfängt einen Möwengeschrei und Wellenrauschen. Beim Anlegen hatte ich kurz Probleme mit meinem Schloss. Ich sah mich schon zurück fahren mit der Fähre weil ich das Schloss nicht aufbekomme. Die Frau neben mir hatte ein ähnliches Problem. Die hatte ein Mietrad was elektronisch verriegelt war. Wir haben es aber dann beide geschafft. 

4km bis zum Bed & Breakfast. Sehr versteckt in einer Häusersiedlung. Super nette Vermieter. Haben mir alles erklärt und sprachen trotz des etwas höheren Alters gut englisch. Ein Korb stand auch bereit mit Frühstücks Utensilien für morgen Früh. Muss ich noch Hochschleppen :-p Ok nein muss ich nicht dass haben sie schon für mich gemacht 😉

Bin ne Runde durch den Ort gelaufen. Der SPAR hatte leider schon zu. Ist eine kleine Ortschaft und halt Sonntag. Die Gastro allerdings auf Hochbetrieb. Ich hab mir das KLIFF23 ausgesucht. Sehr gute Entscheidung. Nen Veggi Burger und Inselbier. Geht wieder. Wobei der Schleier in meinem Kopp noch dezent da ist. Übrigens gibt es hier sehr viele Geschäfte oder Services wo man ausschließlich mit Karte bezahlen kann. Ich Liebs grad eh einfach das handy hinzuhalten mit Apple Pay zack alles erledigt.

Tag 3 – Dortrecht bis Noordwijk – 104km

Heute hatte ich kein Frühstück dazu gebucht, was sich als großer Fehler herausstellte. Ich wollte eigentlich irgendwo anhalten und was kaufen. Aber alles was kam war entweder zu früh zum halten, zu blöd das Fahrrad allein zu lassen oder ich war mitten in der Pampa wo es einfach nix gab. Zur Info vorab: Fotos lade ich morgen noch dazu…

Der Himmel war Wolkenverhangen und leicht nieselig. Schon beim hinlegen gestern tat mir alles weh. Entsprechend auch beim Aufsitzen. Dauert meist 5km bis der Schmerz nachlässt und setzt dann später wieder ein 🤣 Die Strecke Richtung Rotterdam war gewöhnungsbedürfrig. Erst musste ich alle paar Minuten anhalten für Fotos und Videos und dann auch noch um den Weg anzuschauen. Mein navi war verwirrt. Außerdem gibt es hier ja die tollen Fahrrad Ampeln. Die allerdings immer erst warten bis man abgestiegen ist bevor sie umschlagen auf grün. Das reißt einen immer aus dem Tritt raus. Erst recht bei 10x auf einem Kilometer. Gibt in den Städten auch ne Schwung App. Die registriert dass das Fahrrad sich nähert und schickt dann schon mal ein Signal. Wollte ich mal testen. Wäre cool wenns funktioniert.

Ich hatte eigentlich überprüft ob heute bewegliche Brücken oder Fährfahrten dabei sind und war nicht drauf vorbereitet, als ich plötzlich am Anleger eines WATERBUS stand. Leider weit und breit niemand zu sehen. Kurz geschaut ob ich einen Plan oder ähnliches finde, aber alles war verlassen. Ein paar hundert Meter vorher gab es eine Brücke, wo ich gesehen hatte dass dort Leute rüber fahren. Also fuhr ich wieder zurück. Das Navi wollte mich einmal um den Pudding schicken. Ich hab aber gesehen dass man auch über eine Treppe hochschieben kann. Das war das heutige Armtraining. Ultra anstrengend, aber ich habs geschafft. 

Ich weiß nicht wie oft ich heute falsch geleitet wurde aber es war extrem nervig. So langsam wie ich voran kam wusste ich schon früh dass das heute Bockmist wird. 

Ich habe gut 3 Stunden für 30km gebraucht. Geht gar nicht. 

Das Highlight bis dahin war der Maastunnel für Fahrräder und Fußgänger. Bin ih schon mal durch meine ich. Da gibt es einen Lift oder alternativ Hölzerne Rolltreppen. Hab ein Video der Durchfahrt gemacht. Videos gibt es übrigens im Nachgang, weil im Blog ist kein Platz dafür.

Während ich schreibe merke ich gerade die Belastung im Handgelenk. Das Verkrampfen beim Anfahren gegen den Wind ist nicht wirklich gut.

Bis HOEK VAN HOLLAND waren es 58km. Der Weg dorthin nachdem man aus Rotterdam raus war, war so windig und regnerisch, dass ich schon wieder vollkommen entkräftet war. Dort angekommen wurde der Regen wieder stärker. Ich setzte mich in eine Pommessbude und trank nen Kaffee. Dieser unscheinbare Laden hatte einfach eine Siebträger Maschine. Ich wollte dann zügig weiter, weil ich noch immer 48km bis zum Ziel auf dem Tacho stehen hatte und der Wind so stand dass ich da die ganze zeit gegen anfahren müsste. Der Regen wurde wieder mehr, war mir egal. Hinter den Dühnen ging es mit dem Wind. Ich kam gut voran auf dem ersten Stück. Die letzten 25 waren allerdings ein Kampf. 

Die Dühnenlandschaft ist wunderschön und der Abschnitt ein Traum zu fahren. Aber nicht unter diesen Bedingungen. Es ging rauf und runter. Gegen den Wind und durch den Regen. Kurz mal trocken, kurz mal Sonnenschein, dann wieder regen. Ich bin dieses Stück 2015 schon bei strahlendem Sonnenschein gefahren. Auch mit Wind aber nicht so extrem. 

Ich hatte unterwegs gar nicht so wirklich Hunger. Aber auch nicht wirklich viel Abwechslung dabei. Mein Kräfte und Reserven waren aufgebraucht die letzen 17km war ich zu schwach für alles. ES gab in den Naturreservaten aber auch keine Alternative. Ich dachte schon wenn ich hier umkippe war es das.

Übrigens fährt hier so gut wie jeder ein e-bike. Wie oft habe ich mir die letzten 3 Tage eins gewünscht. Obwohl das vollkommen gegen meine Prinzipien ist.

Bei Scheveningen hat mir ein nettes Paar auf der Gassirunde gezeigt wo der Fahrradweg ist, weil mein Navi den Wanderweg angefahren hatte. Beim Verabschieden donnerte ich gegen einen Pfahl mit dem Schienbein. Mal wieder ein Ei am Bein….

Irgendwie habe ich es mit letzter Kraft zum Hotel geschafft (Fletchers Hotel) und mir war schon schlecht vor Hunger. An der Rezeption war wieder Warten angesagt. In meinem Zustand höchst gefährlich. Auf dem Zimmer sehe ich als erstes die Wanne und freu mir nen Ast ab. Direkt Wasser einlaufen gelassen. Was kreislauftechnisch scheisse war. Aber für die Beinmuskulatur mega. Bin zeitig wieder raus um mich noch 20 min hinzulegen vor dem essen. Da hat es mich vollkommen aus dem leben gerissen. Habs dann noch zum essen geschafft und nen Vegan Burger mit fischalternative verdrückt. Richtiger fisch wäre mir lieber gewesen. Danach ging es besser. Auf Bier habe ich schweren Herzens verzichtet. Daran merkt man dass es kurz vor Kuckelkorn war… Ich habe wirklich noch nie so eine Kräftezehrende Tour gemacht. Da ist es einfacher am Fjord in Dänemark gegen den Wind anzufahren und davor habe ich auch immer Angst. Jeden Tag so spät im Hotel ankommen ist richtig Mist. Ich kann aber nicht schneller.

Ich versuch jetzt zu schlafen. Bilder müssen warten, lade ich morgen nach je nachdem wie es mir geht. Der Hals ist auch noch nicht besser. 

Hab bestimmt noch 3 Sachen wieder vergessen… unterwegs überleg ich mir so viele dinge und abends sind sie weg. Im Regen ist es blöd das handy für Notizen rauszuholen.

Tag 2 – Helmond bis Dortrecht 98 KM

Die Nacht im Bed & Breakfast „Hush“ war ganz angenehm. Ich konnte nur nicht so wirklich schlafen. War eigentlich todmüde bin aber immer wieder aufgewacht und war auch schweißgebadet. Schon auf den letzten Metern gestern hatte ich Sodbrennen und irgendwie Schluckbescherden. Hals tut so nicht weh nur wenn ich was esse oder trinke. Sehr komisch. Vermutlich brühte ich etwas aus. Ich hoffe ich muss die Tour nicht abbrechen.

Frühstück heute Morgen was sehr liebevoll zurecht gemacht. Ich hatte ja gesagt ich brauch nicht viel. Kaffee und Ei und ich bin glücklich. Hat er aber natürlich noch ne Schippe draufgelegt. Ich hab mir was für die Fahrt mitgenommen, um nicht zu viel liegen zu lassen. Das Omelett war hervorragend.

Während des Frühstücks ging draußen schon die Post ab. Kam richtig was runter und ich hatte schon angst dass ich nicht wegkomme wenn das nicht abebbt. Hörte dann aber kurz auf…. Zwar kam ich nur 3 Ecken weit bis es wieder los ging aber hey ich konnte trocken Aufsitzen. Das Bike lief gut und ich war guter dinge, weil die Tour heute die ganze Zeit am Kanal langführte. Hielt leider nicht so lang die Freude. Der Regen wurde heftiger, ich fuhr weiter. Der Wind wurde stärker, ich fuhr weiter. Die Wind-Regen-Kombi fegte mich fast vom Rad, ich fing an zu fluchen und zu heulen… womit habe ich das verdient? Ich hatte schon geschaut dass es drei Möglichkeiten für eine Bahn-Option gibt. Da es kenne Möglichkeit zum Unterstellen gab (gibt es hier grundsätzlich nie) wusste ich dass ich bis Best mindestens durchtreten musste. Ich kam nach 15km in den ersten Ort und sah einen Dachvorsprung. Habe mich kurz untergestellt um mich zu orientieren. Noch 8 Km bis Best und der Regen wurde nicht weniger. Ich begann zu frieren, weil mein kompletter Unterkörper und meine Hände nass waren. Unter der Regenjacke war ich durch die Anstrengung komplett verschwitzt. Also hilft nur weiterfahren um warm zu bleiben.

Meine Devise war heut ich fahr von Bahnhof zu Bahnhof solang es eben nicht mehr geht. Auf dem Weg nach Best hörte es tatsächlich kurz auf bzw. nieselte nur noch. ich musste immer die Kanalseite hin und her wechseln. Bei einem Übergang war es so schön, dass ich kurz doch die Kamera auspacken musste. Während ich rumfriemelte hupte es hinter mir. hatte nicht bemerkt dass das ne Brücke für Auto ist weil ziemlich eng. Sogar ein Reisebus zwängte sich aber rüber :-p Trotz Regen war es wunderschön anzuschauen und ich glaube wenn man die Strecke im Sommer fährt wenn auch alle Bäume dicht mit Blättern bewachsen sind ist es ein Träumchen. In Best packte mich der Ehrgeiz. Es nieselte nur noch, ich war eh schon nass aber gut im Tritt und eben wunderschön am Kanal. Also entschied ich gar nicht den Weg zum Bahnhof zu nehmen sondern direkt weiter gerade aus Richtung Tilburg zu nehmen.

Da kam tatsächlich auch noch kurz die Sonne raus. Der Wind war solange ich von Bäumen umringt war auszuhalten. Aber wehe ich fuhr durch freies Feld – PAMM! Ende mit Entspannung. Bis Tilburg lief es recht gut. Das Regenradar meinte ich könnte es noch ohne extremen Regen nach Breda schaffen. Von dort aus wäre auch eine direkte Zugverbindung möglich gewesen. Ich war noch nicht aus Tilburg raus da regnete es schon wieder mehr. Bis Breda waren es noch mal 25km. Auf halber Strecke regnete es wieder so doll, dass ich mich am liebsten unterstellen wollte. und zwar natürlich schräg von der Seite. So konnte man gut sehen woher der Wind kam. Also brachte es auch nix sich auf meiner Fahrseite an einen Baum oder so zu stellen (den es eh nicht gab) weil der Wind alles an mich ranknallte.

Also fuhr ich weiter. Das blöde ist immer wenn man das handy mal checken muss wenn das Navi Blödsinn erzählt. Immer die nassen Handschuhe aus und nachher in nasse Handschuhe wieder rein. Ich wollt sie aber nicht aus lassen weil kalt. und meine Finger frieren ja eh so schnell ein. Ich kam schon am Ortsschild von Breda an aber der Regen wurde so heftig, dass ich eine Brückengelegenheit zum Unterstellen nutzte. Das mit dem Warm bleiben lief nicht so gut. relativ schnell war mir wieder ultra kalt. Also wigger. Noch 4,5km zum Bahnhof immer mit dem Gedanken ans Warme und einen heißen Kaffee.

Im Bahnhof gab es Sitzbänke und einen Starbucks. Und irgendwo wurde warme Luft reingeblasen. Göttlich! Der Regen wurde mal weniger und dann wieder mehr. Das Radar sagte erst um 15 Uhr soll es aufhören, dann 15:30. um 20 nach fuhr ich wieder los. Scheiss auf den Regen. Der Kaffee mit extra Shot hat mir nen Extra Kick verpasst. Noch 28km bis Dortrecht und ich hatte mir erhofft, dass die Windrichtung für mich auf diesem Abschnitt gut stand. Teilweise stimmte das. Dann gab es aber eine Biegung nach Links und volle Breitseite Orkanböen. Also einfach ein paar Gänge runtergeschaltet und im Schneckentempo gegen den Wind angefahren… weil bloss nicht Absteigen und schieben! Die nächste Biegung schien tausende Kilometer entfernt. Irgendwie hab ich es aber wieder geschafft und ein bisschen wind von schräg unten in den Rücken bekommen auf den letzten 18km. wenn ich sage ein bisschen, meine ich ein bisschen. Aber alles was nicht ausbremst fühlt sich gerade gut an.

Wenn der werte Herr Wiltscheck das hier ließt wird er schimpfen. Aber ich habe auf Tour unterwegs immer ne richtige Nackenstarre. Wenn ich den Kopf nach unten senke knackt es mehrfach. Nicht besonders gesund den kopf die ganze zeit in einer Radfahrer Position zu halten. Abends schmier ich mir immer Pferdesalbe auf Nacken und Knie. Keine Ahnung obs hilft aber es wird schön warm.

Apropro warm. Im Hotel angekommen hab ich erstmal gecheckt ob es einen Unterstellplatz für mein Bike gibt. Ein Holzschuppen ums Haus den man abschließen kann, wunderbar. Fragt die Rezeptionistin allen ernstes ob es Regnen würde… ich war kurz davor zu sagen, ne ich bin eben nur in einen Pool gefallen mitsamt Klamotten und Gepäck. Meine Zimmerkarte funktionierte irgendwie nicht. musste zweimal runter die neu aktivieren lassen. Mein ersten Mal stand eine Familie mit 5 Kindern da die natürlich was länger brauchen zum Einchecken und irgendwie komplett nervig waren, weil ich wollte heiß duschen und zwar sofort! Das war einfach fantastisch. Mit Regenwasserfallduschkopf und 40 Grad heißem Wasser einfach mal 20 Minuten drunter stehen geblieben. Musste sein, sorry fürs Klima, aber sonst wär ich erfroren. Ausserdem war das Hotelzimmer teuer genug, da ist das wohl drin.

Nebenan gibt es wieder keinen Supermarkt aber ne Tanke. Wollte ich noch kurz Getränke kaufen. Was ist das für ein Mist, dass man hier in Holland kein Bier an der Tanke bekommt? Spinnen die? An jeder Ecke gibts Drogen, aber an ner Tanke wo eh nur 18 Jährige halten Fehlanzeige. hab ich halt wieder nur Wasser mitgenommen. Und Minzbonbons wegen meinem Sodbrennen und Halsschmerzen. 

Hab mir zum Dinner nen Tisch reserviert. Das Hotel hat ein sehr gutes Restaurant. Ich wohne heute im Postillion Hotel Dortrecht. Es gab ein 2- oder 3-Gang Menü oder a la cart. Ich hab ne Mischung genommen und zu Hauptgericht und Dessert noch eine Möhrensuppe von der Karte. Meine Augen waren zu groß. Ich war schon nach der Suppe satt. Entsprechend voltgefressen war ich später. Danach hab ich noch meine Klamotten trocken geföhnt. Hier gibt es nur so ne blöde Klima. Ich brauch aber doch nen Heizkörper man. Die Schuhe werden auf gar keinen fall trocken. Hab Zeitungen reingestopft. Naja morgen gibt es ja auch noch mal Regen also so what. Mein Schlafshirt war von der Schwitzattacke in der Nacht noch nass. musste ich auch föhnen. Läuft hier also alles. Ich hoffe sehr dass ich nicht richtig krank werde.

Morgen geht es endlich BIS ANS MEER! Da darf gern bei Ankunft auch kurz die Sonne rauskommen. Ich hoffe ich kann heut entspannter Schlafen. Gute Nacht! Hier noch ein Bild aus Venlo 🙂

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