Tag 2 – Helmond bis Dortrecht 98 KM

Die Nacht im Bed & Breakfast „Hush“ war ganz angenehm. Ich konnte nur nicht so wirklich schlafen. War eigentlich todmüde bin aber immer wieder aufgewacht und war auch schweißgebadet. Schon auf den letzten Metern gestern hatte ich Sodbrennen und irgendwie Schluckbescherden. Hals tut so nicht weh nur wenn ich was esse oder trinke. Sehr komisch. Vermutlich brühte ich etwas aus. Ich hoffe ich muss die Tour nicht abbrechen.

Frühstück heute Morgen was sehr liebevoll zurecht gemacht. Ich hatte ja gesagt ich brauch nicht viel. Kaffee und Ei und ich bin glücklich. Hat er aber natürlich noch ne Schippe draufgelegt. Ich hab mir was für die Fahrt mitgenommen, um nicht zu viel liegen zu lassen. Das Omelett war hervorragend.

Während des Frühstücks ging draußen schon die Post ab. Kam richtig was runter und ich hatte schon angst dass ich nicht wegkomme wenn das nicht abebbt. Hörte dann aber kurz auf…. Zwar kam ich nur 3 Ecken weit bis es wieder los ging aber hey ich konnte trocken Aufsitzen. Das Bike lief gut und ich war guter dinge, weil die Tour heute die ganze Zeit am Kanal langführte. Hielt leider nicht so lang die Freude. Der Regen wurde heftiger, ich fuhr weiter. Der Wind wurde stärker, ich fuhr weiter. Die Wind-Regen-Kombi fegte mich fast vom Rad, ich fing an zu fluchen und zu heulen… womit habe ich das verdient? Ich hatte schon geschaut dass es drei Möglichkeiten für eine Bahn-Option gibt. Da es kenne Möglichkeit zum Unterstellen gab (gibt es hier grundsätzlich nie) wusste ich dass ich bis Best mindestens durchtreten musste. Ich kam nach 15km in den ersten Ort und sah einen Dachvorsprung. Habe mich kurz untergestellt um mich zu orientieren. Noch 8 Km bis Best und der Regen wurde nicht weniger. Ich begann zu frieren, weil mein kompletter Unterkörper und meine Hände nass waren. Unter der Regenjacke war ich durch die Anstrengung komplett verschwitzt. Also hilft nur weiterfahren um warm zu bleiben.

Meine Devise war heut ich fahr von Bahnhof zu Bahnhof solang es eben nicht mehr geht. Auf dem Weg nach Best hörte es tatsächlich kurz auf bzw. nieselte nur noch. ich musste immer die Kanalseite hin und her wechseln. Bei einem Übergang war es so schön, dass ich kurz doch die Kamera auspacken musste. Während ich rumfriemelte hupte es hinter mir. hatte nicht bemerkt dass das ne Brücke für Auto ist weil ziemlich eng. Sogar ein Reisebus zwängte sich aber rüber :-p Trotz Regen war es wunderschön anzuschauen und ich glaube wenn man die Strecke im Sommer fährt wenn auch alle Bäume dicht mit Blättern bewachsen sind ist es ein Träumchen. In Best packte mich der Ehrgeiz. Es nieselte nur noch, ich war eh schon nass aber gut im Tritt und eben wunderschön am Kanal. Also entschied ich gar nicht den Weg zum Bahnhof zu nehmen sondern direkt weiter gerade aus Richtung Tilburg zu nehmen.

Da kam tatsächlich auch noch kurz die Sonne raus. Der Wind war solange ich von Bäumen umringt war auszuhalten. Aber wehe ich fuhr durch freies Feld – PAMM! Ende mit Entspannung. Bis Tilburg lief es recht gut. Das Regenradar meinte ich könnte es noch ohne extremen Regen nach Breda schaffen. Von dort aus wäre auch eine direkte Zugverbindung möglich gewesen. Ich war noch nicht aus Tilburg raus da regnete es schon wieder mehr. Bis Breda waren es noch mal 25km. Auf halber Strecke regnete es wieder so doll, dass ich mich am liebsten unterstellen wollte. und zwar natürlich schräg von der Seite. So konnte man gut sehen woher der Wind kam. Also brachte es auch nix sich auf meiner Fahrseite an einen Baum oder so zu stellen (den es eh nicht gab) weil der Wind alles an mich ranknallte.

Also fuhr ich weiter. Das blöde ist immer wenn man das handy mal checken muss wenn das Navi Blödsinn erzählt. Immer die nassen Handschuhe aus und nachher in nasse Handschuhe wieder rein. Ich wollt sie aber nicht aus lassen weil kalt. und meine Finger frieren ja eh so schnell ein. Ich kam schon am Ortsschild von Breda an aber der Regen wurde so heftig, dass ich eine Brückengelegenheit zum Unterstellen nutzte. Das mit dem Warm bleiben lief nicht so gut. relativ schnell war mir wieder ultra kalt. Also wigger. Noch 4,5km zum Bahnhof immer mit dem Gedanken ans Warme und einen heißen Kaffee.

Im Bahnhof gab es Sitzbänke und einen Starbucks. Und irgendwo wurde warme Luft reingeblasen. Göttlich! Der Regen wurde mal weniger und dann wieder mehr. Das Radar sagte erst um 15 Uhr soll es aufhören, dann 15:30. um 20 nach fuhr ich wieder los. Scheiss auf den Regen. Der Kaffee mit extra Shot hat mir nen Extra Kick verpasst. Noch 28km bis Dortrecht und ich hatte mir erhofft, dass die Windrichtung für mich auf diesem Abschnitt gut stand. Teilweise stimmte das. Dann gab es aber eine Biegung nach Links und volle Breitseite Orkanböen. Also einfach ein paar Gänge runtergeschaltet und im Schneckentempo gegen den Wind angefahren… weil bloss nicht Absteigen und schieben! Die nächste Biegung schien tausende Kilometer entfernt. Irgendwie hab ich es aber wieder geschafft und ein bisschen wind von schräg unten in den Rücken bekommen auf den letzten 18km. wenn ich sage ein bisschen, meine ich ein bisschen. Aber alles was nicht ausbremst fühlt sich gerade gut an.

Wenn der werte Herr Wiltscheck das hier ließt wird er schimpfen. Aber ich habe auf Tour unterwegs immer ne richtige Nackenstarre. Wenn ich den Kopf nach unten senke knackt es mehrfach. Nicht besonders gesund den kopf die ganze zeit in einer Radfahrer Position zu halten. Abends schmier ich mir immer Pferdesalbe auf Nacken und Knie. Keine Ahnung obs hilft aber es wird schön warm.

Apropro warm. Im Hotel angekommen hab ich erstmal gecheckt ob es einen Unterstellplatz für mein Bike gibt. Ein Holzschuppen ums Haus den man abschließen kann, wunderbar. Fragt die Rezeptionistin allen ernstes ob es Regnen würde… ich war kurz davor zu sagen, ne ich bin eben nur in einen Pool gefallen mitsamt Klamotten und Gepäck. Meine Zimmerkarte funktionierte irgendwie nicht. musste zweimal runter die neu aktivieren lassen. Mein ersten Mal stand eine Familie mit 5 Kindern da die natürlich was länger brauchen zum Einchecken und irgendwie komplett nervig waren, weil ich wollte heiß duschen und zwar sofort! Das war einfach fantastisch. Mit Regenwasserfallduschkopf und 40 Grad heißem Wasser einfach mal 20 Minuten drunter stehen geblieben. Musste sein, sorry fürs Klima, aber sonst wär ich erfroren. Ausserdem war das Hotelzimmer teuer genug, da ist das wohl drin.

Nebenan gibt es wieder keinen Supermarkt aber ne Tanke. Wollte ich noch kurz Getränke kaufen. Was ist das für ein Mist, dass man hier in Holland kein Bier an der Tanke bekommt? Spinnen die? An jeder Ecke gibts Drogen, aber an ner Tanke wo eh nur 18 Jährige halten Fehlanzeige. hab ich halt wieder nur Wasser mitgenommen. Und Minzbonbons wegen meinem Sodbrennen und Halsschmerzen. 

Hab mir zum Dinner nen Tisch reserviert. Das Hotel hat ein sehr gutes Restaurant. Ich wohne heute im Postillion Hotel Dortrecht. Es gab ein 2- oder 3-Gang Menü oder a la cart. Ich hab ne Mischung genommen und zu Hauptgericht und Dessert noch eine Möhrensuppe von der Karte. Meine Augen waren zu groß. Ich war schon nach der Suppe satt. Entsprechend voltgefressen war ich später. Danach hab ich noch meine Klamotten trocken geföhnt. Hier gibt es nur so ne blöde Klima. Ich brauch aber doch nen Heizkörper man. Die Schuhe werden auf gar keinen fall trocken. Hab Zeitungen reingestopft. Naja morgen gibt es ja auch noch mal Regen also so what. Mein Schlafshirt war von der Schwitzattacke in der Nacht noch nass. musste ich auch föhnen. Läuft hier also alles. Ich hoffe sehr dass ich nicht richtig krank werde.

Morgen geht es endlich BIS ANS MEER! Da darf gern bei Ankunft auch kurz die Sonne rauskommen. Ich hoffe ich kann heut entspannter Schlafen. Gute Nacht! Hier noch ein Bild aus Venlo 🙂

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Holland-Tour 2023 – Tag 1 (127 Km)

So… dies war der erste Streich… und weil alles so viel länger gedauert hat folgt der nächste wohl zugleich :-p

Aber fangen wir mal von vorne an. Nach einer kurzen Nacht war ich um 8 Uhr parat. Musste aber noch 3x an allen Gepäckstücken zubbeln bis alles gut sass. Es war so warm, dass ich die Regenjacke direkt wieder ausgezogen habe. Gefühl habe ich irgendwie sehr wenig, oder gar noch weniger als sonst dabei. kann aber nicht sagen was fehlt… ok eine Sache schon, das fiel mir nach 20km ein. Für mein Macbook, was ja nicht unerheblich vom Gewicht her ist, lag das Netzteil natürlich noch zu Hause. urplötzlich dacht ich Driss das Kabel hattest du beim packen nicht in der Hand. Wollte dann zuerst jemanden schicken das mir meins zuhause holt und bringt… hab mich aber dann doch für Neuanschaffung entschieden, weil ich ja durch Mönchengladbach fuhr. Später dazu mehr.

Die ersten Kilometer aus der Stadt raus waren etwas komisch, weil ich öfter mal die Venloerstroß er’s bis Stommeln fahre. Heute aber no Point of return. Tatsächlich bin ich vergangenen Spätsommer sogar für einen Job mit dem Rad bis Grevenbroich gefahren daher kannte ich die Strecke sogar bis dahin. Was mir auch gut bekannt ist, ist die leichte Steigung bei Stommeln, die nicht so tragisch wäre, wenn da nicht einfach IMMER Wind drauf stehen würde. So auch heute. Beinmuskeln zum ersten strapaziert. Als das Stück geschafft war, dacht ich ok geil Check höher gehts heut nicht mehr. Denkste. So Abschnitte kamen noch mehrfach in identischem Ausmaße PLUS Orkanartige Regen-Windböen. Mein Rad bewegte sich im Schneckentempo, Autofahrer dachten vermutlich ich kipp gleich auf der Stelle stehend um. Der Größte Mist auch dass immer wenn diese starken Regenergüsse kamen einfach NIE NIE NIE etwas zum Unterstellen in Sicht war! auf dem letzten Abschnitt passierte das im Minutentakt. Sonne, Regen, Sonne, Regen, was nie weg ging, war der Wind, das arschige Kind!

Ich weiß nicht warum, aber ab Stommeln hatte ich das Gefühl ich komm nicht mehr vorwärts. Die Kilometer auf meiner Uhr wurden einfach nicht mehr. Also natürlich weiß ich warum, wegen dem Wind. Aber obwohl ich da anfangs noch die ganze zeit irgendwie getreten hab wie blöd, war die Geschwindigkeit der ersten 20km fott. Ich hab dann gedacht, ok schau halt nicht ständig auf die Garmin. Macht Frau aber unweigerlich.

Bis Mönchengladbach zog es sich dementsprechend elendigst und ich durfte mir bis dahin schon 3x eine Regenpackung abholen. Was sich wirklich gelohnt hat, war der Kauf einer wasserdichten Regenjacke. Ne Hose wär auch noch nice gewesen, aber bei dem Wetterwechsel wär ich da bekloppt geworden. MG Dach ich hat nen Mediamarkt und die werden garantiert das Netzteil haben… genau nämlich nicht. ich hatte mir eins geschnappt und war schon auf dem weg zur Kasse, da hatte ich ne kleine Eingebung und dachte ich frage lieber einen Verkäufer ob das das richtige ist. Natürlich nicht. Aber er hat mir einen Apple Reseller empfohlen. Da hab ich schlauer Fuchs vorher angerufen und bin nach Bestätigung hingefahren. Kabel hatte ich natürlich auch nicht dabei, also KATSCHING 110€ gelatzt für meine Dummheit. Lädt ausgezeichnet!

Mit meiner 360 Gradkamera und meiner GoPro habe ich auch noch Fotos und videos gemacht die glaube ich auch sehr geil geworden sind. ich hab aber jetzt keinen Nerz mehr dafür die noch zu bearbeiten. Maybe morgen dann ,-) Sofern mich das Wetter nicht nochmal so lange ärgert.

Das war wirklich die längste Tagesetappe EVER! Ich wollt auch schon 3x aufgeben. Die ersten 50km haben schon richtig geschlaucht. heißt noch vor erreichen der Hälfte war ich eigentlich komplett erschöpft und abgefuckt. Aufgeben ist für mich aber nur in absoluten Ausnahmesituationen eine Option. Beispiel Schweden im Dauerregen wo plötzlich noch Gewitter einsetzte. Und dann war zufällig Bus und Bahn erreichbar. hier gab es auch eine Bahn, aber die Stationen waren in sehr großen Abständen und ich hätte keine Ahnung ob dann auch die passende gekommen wär. Am Ende wo ich wirklich gar nix mehr konnte, gab es natürlich weder Bahn noch Bus um mich rum und ich spielte schon mit dem Gedanken einen Transporter zu stoppen für ne Mitfahrgelegenheit. Aber der Schweinehund war stärker grrrrrr.

Mit Überqueren der Grenze war meine Laune för ne Moment ganz prächtig. Schon ein paar Meter davor war überall ZOLL zu sehen und ich dacht ok dann kommt gleich der Übergang… ich fuhr aber wieder wie 2015 einfach über nen Schleichweg und nur weil mein Navi auf einmal holländische Straßennamen versuchte auszusprechen wusste ich dass ich in meinem Zielland angekommen war. 2015 bin ich original durch ein Waldstück gelotst worden da hatte ich etwas schiss dass ich gleich vom Zoll gestoppt werde. Eine kurze Phase Sonnenschein. BAP singt von Rotterdam, Annenmaykantereit vom Meer und BRINGS davon dass man seine Träume einfach mal leben und wahrmachen sollte. Meine Playlist war on Point mit Ankunft in Venlo. Ich hatte mir gemerkt dass nach 80km die Abfahrt kommt die mich wieder in flacherer Gefilde katapultiert aber nicht nachgeschaut wo das kommt. Als ich kurz nach Grenzüberqueren dann auf eine Abfahrt zufuhr war mir direkt klar aha jetz kütt et. Venlo bediente erstmal jedes Klischee. Marihuana Duft in der Luft, bunte Zebrastreifen, begrünte Architektur und mega coole Radwege. ich mags.

was dann passierte war ich nicht vorbereitet. Das Navi meinte bitte auf den Radfernweg abbiegen. Frau Drewke freut sich weil das grundsätzlich cool ist… jo aber weit und breit nur Radweg über mehrere Kilometer und meine Getränke waren leer. Zwischendrin natürlich wieder Platzregen. Die letzten 40 km waren wie Kaugummi. ich musste alle paar km anhalten und kurz ausruhen. was mich natürlich auch ausm Tritt gebracht hat, aber bei dem Wind kann man gar nicht von Tritt reden. Während ich halb am verdursten war setzte der nächste Regen ein, ich stelle mich an ein kleines Bäumchen mit Efeuzaun und der Regengott Peitsche alles noch heftiger zu mir. Bin dann an die einzige Häuserfront geflüchtet war aber schon drissnass weil auf dem Weg dahin einfach alles runterkam war ging.

In AMERICA habe ich dann endlich einen Supermarkt gefunden auf der Strecke und habe mit nen Liter Coke geholt. Hat das Ziel nicht mehr erreicht und danach war mir schlecht. Das letzte Stück fuhr man an einem Kanal vorbei, war landschaftlich sehr schön, aber alle 5 Minuten Platzregen und auch hier kein Tempo möglich wegen wind.

In Helmont habe ich mich natürlich noch kurz verfahren, war klar. Und am Ziel long Story short: ich bekam kein richtiges Essen und auch kein Bier. Das muss morgen besser werden! Das Bed & Breakfast ist ganz süß. Das einzige was mich stört ist dass die Toilette die Treppe runter in der Waschküche ist. Wenn ich nachts muss mag ich keine Nachwanderung machen. Das Paar ist aber ganz nett und das Bett ist bequem. Habe schön heiß geduscht und liege gemütlich im Bett während ich das tippe. Es gibt auch einen Pool und eine Sauna. Hätte auch mir gegönnt wenn ich wie ursprünglich geplant um 15 Uhr statt 19:30 hier eingetroffen wäre.

So. Morgen bitte Wind abschalten sonst frech ich zusammen. Danke.

Mehr Bilder folgen 😉 War heute sehr mit mir selbst beschäftigt.